Teufelsfahrt zum Rank



Erzählt die Geschichte einer nach Reichtum strebenden Mutter, die mit der Erziehung ihres Kinder nicht zurechtkommt. Vater und Sohn, die sich in ihrer Verzweiflung in eine fremde Umgebung wagen, können sich gemeinsam von einem Fluch befreien.




TEUFELSFAHRT ZUM RANK  (AUSZÜGE)
1. Rang Kategorie "texte", Wettbewerb "trennen & verbinden", Speicher AR, 2003

Gegenüber dem blauen Ortsschild, das mit roten Germanien geschmückt ist, wächst entlang dem Bahngeleise die Teufelsblume. In der Tat, dort im Wäldchen, wo städtisches Gebiet an urbanes Land grenzt, spürt man dunkle Mächte. (...) Vorne an den Fenstern sassen die  Herren der Stadt, über Pläne der neuen Strassenbahn gebeugt. Rosa brachte den besten Wein und erklärte Steigung und Gefälle anhand ihrer eigenen Körpermasse. Alle Gäste liebten die gehobene Stimmung um sie herum. Rosa liebte die Begehrlichkeiten der vornehmen Herren mehr als ihren Mann, denn sie hatte Angst vor etwas, das vor langer Zeit geschehen war. (...) "Ich sehe Silber glänzen", jubelt der Junge. "Halt, der Schatz gehört mir", ruft eine krächzende Stimme. Die hohen Bäume geben das Echo. Neben dem Silberklumpen  steht ein verrosteter Kessel, aus dem es dampft. Überall verstreut liegen  die"Tüfelsbluemen", dä "Bodechrücher," d`Bommtropfe und s`Vögelibrot". Heisst im Schweizer Dialekt Löwenzahn, Bärlapp, Geissfuss und Zittergras. Ein nacktes, grünlich-braunes Männchen mit Bartstoppeln sammelt die Kräuter, wirft sie in den Topf und tanzt ums Feuer. Es zischt und brodelt im dichten Rauch. Der Junge versteckt sich im grünen Farm, hinter dem Nebel. Der Schmied weicht entsetzt zurück, ruft laut: "Nein, nein gar nichts will ich von dem Zaubertrank". Das Männchen zwinkert schelmisch: "Du Dummkopf, die Kräutermischung rettet dich und deine Kinder." Sepp ist ein schlauer Knabe, beobachtet alles von seinem Versteck aus und sieht plötzlich, wie der Kobold seine Schwester, die mit einem gepflückten Blumenstrauss dem Vater entgegenläuft, mit dem lustigen Kochlöffel  in eine Wolke verschwinden lässt. Der Junge fühlt sein Herz heftig klopfen, wie immer nachts, wenn Vater und Mutter sich über das Geheimnis um seine Schwester streiten. (...) Vater und Sohn stehen sich gegenüber, jeder auf einer Seite des Bahndaches. Unten das metallische Rattern der Räder über Schienen und Geröll. Vorne wirft der Kobold klebrig-schmierige Grünmasse runter, um die rasante  Fahrt noch zu beschleunigen. Frösche mit raushängenden Zungen wollen helfen, quaken jämmerlich, müssen rückwärts in den angrenzenden Teich flüchten. Die Bahn rast durch den Rank,..die enge Waldkurve.

Tells the story of a mother who strives for wealth and is unable to raise her kids. Out of desperation, father and son venture into a strange environment and together they are able to free the familiy from a curse.

Across from the blue town sign with the red Germania, the devil`s flower grows along the railroad track. In fact, there in the grove, where city and country meet, you can feel the dark forces. (...) In front of the windows the city´s distinguished gentlemen and architects sit bent over the plans for the new tramway. Rosa brings them the best and most expensive wine and explains the ups and downs on her own body. The gentlemen find it easier to plan and think in this way. All the guests love the refined atmosphere around her. Rosa loves their wishes more than her husband, as she is afraid of something that happened a long time ago. (...) I see silver shining," cries the boy, throwing himself on his father`s neck outside in the forest. "Stop, the treasure is mine!" cries a croaking voice. The tall trees echo. Next to the lump of silver stands a rusty cauldron, steaming. The "Tüfelsblueme, Bodechrücher, Bommtropfe und Vögelibrot" are scattered everywhere. This ist the Swiss dialect term for dandelion, lycopodium, honeysuckle an quaking grass. A naked, greenish-brown gobelin with stubble collects the herbs, throws them into the pot and dances around the fire. It hisses and bubbles in the thick haze. The boy hides in the green ferns behind the fog. The blacksmith recoils in horror, shouting loudly: "Nothing, nothing at all I want to know about your magic drink". The little man winks mischievously and squeaks: "Hey, you fool, the herbal mixture will help you and your children". (...) Sepp is a clever boy, prefers to watch them from his hiding place. His sister is picking a bunch of flowers and runs to her father, as suddenly the gnome raise his wooden spoon and conjure the sister into a cloud, making her  disappear into the sky. The boy feels his heart pounding, as it always does at night, when father and mother talked about his sister`s secret. (...) Father and son stand opposite each other, each on one side of the railroad roof. Below, the metallic rattling of the train`s wheels over the rubble. Further ahead,  the gremlin throws sticky, greasy green mass onto the tracks to speed up the rapid journey. Frogs with outstretched red tongues try to help, but croak pathetically and are forced to flee backward into the close pond. The train races through the Rank, ...the forest curve.






Copyright © Ursula E. Ritter